Arte Hotel Bregaglia

Samstag 7. Juni und Sonntag 8. Juni 2014

Präsentation der Neuerscheinung «Arte Hotel Bregaglia 2010-2013»

‹Nigredo-Speculum›

Remo Albert Alig setzt sich intensiv mit der Geschichte des Hotels Bregaglia auseinander. Die dekorativen Schmuckelemente der historistischen Fassade aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstammen einer Stilmischung aus Neurenaissance, Neugotik, Neubarock und Spätklassizismus. Sie wurden als sinnentleerte Ästhetik übernommen, fungierten aber einst als alchemistisch-hermetische Symbole. Der Künstler bezeichnet das Hotel Bregaglia daher als einen in den Dornröschenschlaf versunkenen Bau. Die hohe Besucherzahl der Ausstellung «Arte Hotel Bregaglia» 2010 küsste ihn wieder wach und steigerte seinen Bekanntheitsgrad in neuen -Kreisen.

 

Diese Wiederbelebung des Hotels durch die Kunst bringt Remo Albert Alig, fasziniert und inspiriert von alchemistischer Literatur, im hermetischen Sinn als «Opus Magnum» in drei Stufen zur Erscheinung. Dieses «Grosse Werk» findet räumlich in der vertikalen Achse des Hotelturms statt: Die Interventionen im Erdgeschoss, im ersten Obergeschoss und auf der Turmspitze liegen übereinander. Diese drei Stufen – «Nigredo», «Albedo» und «Rubedo» – symbolisieren den alchemistischen Reinigungsprozess der Materie, der im «Lapis philosophorum», dem «Stein der Weisen» gipfelt, der zugleich die reine Urmaterie symbolisiert.

 

Im ebenerdigen «Salon» leitet ‹Nigredo-Speculum› das dreiteilige «Opus Magnum» ein. Das Glas des Spiegels, der über dem Kamin hängt, ist durch schwarzes Spiegelglas ersetzt worden. Eingeschliffen ist ein im doppelten Wortsinn hermetischer Satz: «Erinnerungen erwachen im toten Gespiegel an eine vergangene Zukunft». Der Schriftzug scheint wie ein Hauch oder eine feine Staubspur vor der absoluten Schwärze des Spiegels zu schweben. In der Alchemie löst sich durch die reinigende Verbrennung aus dem Schwarzen das Weisse. Der ovale Spiegel über dem Kamin, dem Ort dieses Geschehens, erinnert zudem an die Vergangenheit, die zugleich die Zukunft sein wird. Der hermetische Prozess kündet von ewiger Wiederholung und vergegenwärtigt Gleichzeitigkeit im Ungleichzeitigen. Er sucht das Wesentliche jenseits der Zeit und des Zustands: eine Selbstfindung. Der geschwärzte Spiegel wirft den Blick nicht zurück, sondern führt ihn ins Innere.