Arte Hotel Bregaglia

Samstag 7. Juni und Sonntag 8. Juni 2014

Präsentation der Neuerscheinung «Arte Hotel Bregaglia 2010-2013»

‹Last Dinner 1›

wiedemann/mettlers Arbeit für die Ausstellung ist mit einem performativen Ansatz entstanden. Zwölf in Hotels verwendete, weisse Stoffservietten wurden zu einem Tuch zusammengenäht, das einem üppigen Mahl für zwölf Personen, Männern wie Frauen, an einem Maiabend als Tischtuch diente. Die Spuren dieses Abendessens unter Freunden sind Bestandteil des Werks. Daniel Mettler und Pascale Wiedemann sowie ihre zehn Gäste intervenierten auf diesem Tuch, das nun mitsamt Wein- und Saucenflecken in einem der Esszimmer des Hotels Bregaglia an der Wand hängt. Die Essensresten – es gab Salat und Brot, Braten, Polenta, Dessert und natürlich Rotwein – verteilen sich auf dem Tischtuch so vielfältig und formenreich, wie es nur der Zufall zulässt. Sie ergeben ein spannendes und wechselhaftes Bild auf dem aus -ordentlichen Quadraten geformten Tuch. Den Widerspruch, Essensresten zu konservieren und auszustellen in einem Hotelbetrieb, wo Spuren immer so rasch wie möglich beseitigt werden, relativiert deren überraschende Ästhetik.

 

Zugleich verweist das Tuch aber auch symbolisch auf das Letzte Abendmahl oder formal auf das Turiner Grabtuch mit seinen organischen Abdrücken. Die Zwölfzahl der Gäste sowie der einzelnen Servietten entspricht den Jüngern, die mit Christus Brot brachen und Wein tranken, bevor er verhaftet und gekreuzigt wurde. Die Aufhängung der Tischdecke mit Nägeln ist hier allerdings fast der einzige düstere Ansatzpunkt: Das bewusst ‹Last Dinner 1› betitelte Werk von wiedemann/mettler ist vielmehr eine aufgelockerte und ironische Anspielung auf das christliche «Last Supper». Hier scheint die erste der letzten Mahlzeiten sehr sinnlich begangen worden zu sein: Das Relief der Intervention samt seinen vorstehenden Nähten und sichtbar belassenen Fäden lässt auf ein buntes Gelage schliessen. Dieses profane Werk proklamiert Lebenslust und Freude, seine Moral ist die «ars vivendi». Das Hotel scheint nun doch eine erstaunlich passende Lokalität zu sein. Auch wenn wir die Spuren sonst nicht zu sehen bekommen: Wo andere das Leben gefeiert haben, lässt es sich gut und gerne weiterfeiern!