Arte Hotel Bregaglia

Samstag 7. Juni und Sonntag 8. Juni 2014

Präsentation der Neuerscheinung «Arte Hotel Bregaglia 2010-2013»

‹Bambi›

Wer kennt ihn nicht, den süssen Babyhirsch Bambi, der die Geheimnisse des Waldes kennenlernt und mit seinen Freunden glückliche Tage verbringt? Der aber auch die Bedrohung durch die Menschen erfahren muss: Seine Mutter wird von einem Jäger erlegt. Die Geschichte wurde mit dem Zeichentrickfilm von Walt Disney 1942 weltberühmt. Er basiert auf dem Roman ‹Bambi, eine Lebensgeschichte aus dem Walde› des österreichischen Autors Felix Salten von 1923. Das Buch, in dem Bambi ein Reh und kein Hirsch ist, schliesst damit, dass Bambis Vater, der Herr des Waldes, seinem mittlerweile erwachsenen Sohn erklärt, dass nicht der Jäger der Allmächtige ist, sondern dass ein anderer über Menschen wie Tieren steht. Danach wird Bambi Prinz des Waldes und belehrt seinerseits seine zwei Kitze.


In der Trattoria des Hotels hat das Künstlerpaar wiedemann/mettler ein Steckperlenbild von Walt Disneys Bambi angebracht – gleich zwischen zwei mächtigen Hirschgeweihen. Es ersetzt während der Ausstellungsdauer ein düsteres Heldenbild unbekannter Herkunft. Der süsse, kleine, hilflos wirkende Bambi fällt in dem sonst vor allem von männlich besetzten Zeichen dominierten Restaurant auf. Das harte, tödliche Thema Jagd kontrastieren Pascale Wiedemann und Daniel Mettler in ihrer Intervention mit einer weichen, kindlich konnotierten Bildsprache.

 

Auch Material und Technik, die für das Bild zum Einsatz kamen, gehören eher dem Bereich des kindlichen Spiels oder weiblicher Handarbeit an: Mit hunderttausenden von einzelnen Steckperlen wird die Bildvorlage umgesetzt und das Steckbild anschliessend mit dem Bügeleisen fixiert. So entsteht eine Art textiler Fläche. Die Wahrnehmung des Bildes variiert je nach Distanz: Aus nächster Nähe wirken die Bügelperlen wie die sichtbaren Pixel eines zu niedrig aufgelösten digitalen Bildes. Je weiter man sich vom Bild entfernt, umso klarer werden die Linien, umso kompakter wirkt die Arbeit.


‹Bambi› steht hier für die Unschuld, die Zerbrechlichkeit, für den Gegensatz, aber auch für das gewünschte Miteinander aller Wesen, Generationen und Geschlechter, in jedem Lebensraum. – Das ewige Hirschsymbol Graubündens einmal anders!