‹Fiamma›

Der Fackelträger ist ein Symbol der sportlichen Glanzleistung. Wenn er einläuft, sind alle Augen auf ihn gerichtet: Er fokussiert.

Das Künstlerpaar wiedemann/mettler, das häufig gesellschaftliche Phänomene in Denkbilder umsetzt, arbeitet für die Ausstellung den Jüngling aus Gusseisen, der den Leuchter in der Eingangshalle des Hotels hochhält, in eine raumgreifende Inszenierung des symbolischen Fackelträgers um. Damit verleihen sie der ehemals elegant ausgestatteten Halle, die sich heute leider nur noch als Durchgang präsentiert, eine neue Erscheinung und machen den Raum, der früher durch den Lichthof beleuchtet wurde, wieder heller.

Die Skulptur heisst ‹Fiamma› – Flamme. Damit verweist sie auch auf den Piz Fiamma, eines der Wahrzeichen des Bergells, der wie eine Fackel trotzig in den Himmel ragt. Hunderte erklimmen jedes Jahr diesen markanten Gipfel. Pascale Wiedemann und Daniel Mettler ist aufgefallen, dass sich die Kletterer am liebsten mit hoch erhobenem Haupt und den in den Himmel gestreckten Steighaken fotografieren lassen.

 

Diese Pose der Gipfelstürmer nimmt auch der Jüngling ein, der auf seiner Säule die brennende Fackel in die luftige Höhe reckt. Die sich im Raum auftürmende Skulptur versinnbildlicht das Bestreben der leistungsorientierten Gesellschaft, die grössten Höhen oder die schwierigsten Hürden zu bewältigen. Dieser Drang macht das Bergeller Alpengebiet für Bergsteiger und Bergsteigerinnen besonders attraktiv. 
Von den Schultern des Jünglings fällt ein weisser, handgestrickter Umhang bis auf den Boden. Mit seiner Kegelform erinnert er an einen schneebedeckten Berggipfel. Die Rippen im Wollgestrick dieses Gipfelmantels können – will man die Interpretation streng weiterführen – als einzelne Etappen der Bergbesteigung gelesen werden.