Arte Hotel Bregaglia

Samstag 7. Juni und Sonntag 8. Juni 2014

Präsentation der Neuerscheinung «Arte Hotel Bregaglia 2010-2013»

‹Hotel›

Wie in jedem touristischen Ort mussten und müssen auch die Hotels im Bergell Werbung machen, um neue Besucherinnen und Besucher anzulocken und sich bei den Stammgästen wieder in Erinnerung zu rufen. Das Schild am Turmrisalit versuchte, die Aufmerksamkeit der Durchreisenden zu erregen. Isabelle Krieg hat das Schild, auf das schwarz auf weiss das Wort «Hotel» gemalt wurde, genau betrachtet: Es besteht aus einfachen Brettern, die auf der Rückseite zusammengenagelt sind, und vermittelt einen provisorischen Eindruck. Die verblichene Farbe blättert ab, die schmucklosen Bretter sind verwittert.


Isabelle Krieg streicht das Schild frisch an. Die Restaurierung verbindet sie aber mit einer Abänderung: Sie bringt die einzelnen Bretter durcheinander und setzt das Schild neu zusammen, so dass die ursprüngliche Beschriftung höchstens noch zu erahnen ist. – Eine typische Idee für die Künstlerin, die sich nie scheut, Gegebenes zu zerlegen und mit neuen Bedeutungen zu versehen.

 

Das neue Erscheinungsbild des Schilds erinnert an Knobelspiele wie den Magic Cube, den Zauberwürfel, dessen Seiten zum Schluss alle eine Farbe aufweisen müssen – aber je mehr man daran dreht, desto grösser scheint die Unordnung zu werden. So schlecht macht sich die Unordnung hier aber gar nicht: Sie fügt sich als eigenständige Muster in die historisierende Fassade des Gebäudes ein und ergänzt deren reichen Stilpluralismus um ein weiteres Element. Insofern ist Isabelle Kriegs Intervention Kunst am Bau. Zudem lehnt sie an die Op-Art an: Die geometrisch abstrakten Formen und die optischen Verschiebungen lösen beim Betrachten einen Flimmereffekt und ein Gefühl von Irritation oder Spannung aus. – Dieses Schild wird bestimmt die gewünschte Aufmerksamkeit erregen!