‹Zimmerwald›

Man nehme die spielerische Kreativität von Isabelle Krieg und konfrontiere sie mit einem Raum, in dem viele Stühle umgekehrt auf mehrere Tische gestellt sind, damit der Boden gewischt werden kann. Zur Ausführung der entsprungenen Idee hole man mit einem Traktoranhänger zweimal Äste aus dem Wald, führe sie ins Hotel Bregaglia und befestige die Äste an den hochgereckten Stuhlbeinen. So erhält man ‹Zimmerwald 1 und 2› und davon eine gleichnamige Fotoserie.

Isabelle Kriegs Arbeiten tragen oft Titel aus Komposita, zusammengesetzten Worten. So heissen beispielsweise zwei ihrer Werke ‹Abendbrot› (2003/04) und ‹Milchstrasse› (2005). Sie nimmt existierende Komposita als Ausgangspunkt und geht ihnen auf den Grund, das heisst, sie setzt sie wörtlich um. Diese Vorgehensweise hat etwas Kindliches: Wortkombinationen mit ihren geläufigen Bedeutungen werden nicht einfach angenommen, sondern stets hinterfragt. In der künstlerischen Umsetzung inszeniert Isabelle Krieg die Komposita-Bestandteile zudem in konkreten Situationen, was weitere Spannungsfelder eröffnet.

 

Die Aktion ‹Zimmerwald› zeugt von so einer wörtlichen Hinterfragung, diesmal eines Ortsnamens. Das Arrangement sieht aus wie ein kleiner Wald – ein Zimmerwald eben. Die Äste weisen zudem trotz ihrer offensichtlichen Deplatziertheit eine ästhetische Ordnung auf, die sich in die Zimmer einfügt. Isabelle Krieg hat damit wieder einmal eine unvorhergesehene Bildwelt erschaffen.

Diese zwangsläufig temporären Interventionen in «Restaurant» und «Salon» wurden fotografisch festgehalten. Die Fotografien hängen nun in diesen Räumen und charakterisieren sie neu. Zum konkreten Raum gesellt sich sein Abbild – durch den Wald im Zimmer illusionistisch verfremdet.