Samstag 7. Juni und Sonntag 8. Juni 2014
Präsentation der Neuerscheinung «Arte Hotel Bregaglia 2010-2013»
Projekt
Luciano Fasciati · Kurator
Céline Gaillard · Assistenz
Erfolgsgeschichte mit Fortsetzung
Das im 2010 durchgeführte Kunstereignis ‚Arte Hotel Bregaglia’ hat sich zur Erfolgsgeschichte entwickelt. Die letztjährigen Interventionen sind auf ein grosses, sehr positives Echo weit über die Region hinaus gestossen und die Ausstellung wurde rege besucht.
Als einmaliger Anlass gedacht, wird nun der Erfolg und die entstandene Dynamik genutzt, um in diesem Jahr eine Fortsetzung von ‚Arte Hotel Bregaglia’ zu realisieren.
Gezeigt werden elf unterschiedliche Künstlerpositionen mit über zwanzig Werkbeiträgen. Gemeinsam ist den Kunstschaffenden, dass sie mit einem konzeptionellen Anspruch arbeiten und in ihren Werken gesellschaftlich relevante Fragen aufwerfen.
Die belassenen Interventionen von Judith Albert, Evelina Cajacob, Gabriela Gerber & Lukas Bardill, Conrad J. Godly, Isabelle Krieg, Roman Signer, Jules Spinatsch und Wiedemann/Mettler, welche spezifisch für den Ort entwickelt und umgesetzt wurden, werden mit neuen, ebenfalls für den Ort realisierten Beiträgen von Remo Albert Alig, huber.huber und Gaudenz Signorell ergänzt. Judith Albert, Evelina Cajacob, Isabelle Krieg und Wiedemann/Mettler werden zusätzlich je eine aktuelle oder neue Arbeit dazu beitragen.
Es versteht sich von selbst, dass der Hotelbetrieb durch das Ausstellungsprojekt nicht beeinträchtigt werden darf. Im Zentrum stehen die Hotelgäste und ihr Wunsch nach Erholung, an sie richten sich auch die künstlerischen Interventionen. Die Arbeiten und Eingriffe passen sich mit bewusster Zurückhaltung der jeweiligen räumlichen Situation an. Die eine oder andere wird wohl erst auf den zweiten Blick entdeckt.
Die Kunst der Gegenwart türmt sich in der Schweiz in den Kulturzentren Basel, Zürich, Genf. Der internationale Wettbewerb führt zu einer Konzentration von neuen, aber leider nur zu häufig kurzatmigen oder oberflächlichen Ideen. Dass an der Peripherie zur italienischen Grenze an einem kleinen Ort mit gerade mal drei Restauranteinträgen in einem Hotel ohne Lift geschweige denn Internetanschluss im Sommer 2010 eine Ausstellung stattgefunden hat, die sich gegen jene in den grossen Metropolen durchaus behaupten konnte, beweist, dass Kunst sich auch an weniger bekannten Orten entfalten kann.
Das Hotel Bregaglia ist eines der wenigen Hotels, die noch weitgehend im Originalzustand (Eröffnungsjahr 1877) verblieben sind. Dass es nie einer umfassenden Renovation unterzogen wurde, kommt ihm heute zugute. Viel Charme ist noch von der Belle Époque zu spüren: Die historisierende Fassade, der architektonische Umriss mit dem Zweiflügelbau sowie zahlreiche Räumlichkeiten mit der originalen Dekorationsmalereien und vereinzelte Möbelstücke sprühen den Zeitgeist der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Mit bewusster Zurückhaltung fügen sich die Kunstwerke der Ausstellung ‚Arte Hotel Bregaglia’ in diesen historischen Schatz ein. Sie schlagen Brücken zu der Zeit um 1900 - ziehen Verbindungslinien ins Heute, sie decken auf und machen auf vergessene Begebenheiten aufmerksam. Die Werke stellen sich in vielseitiger Form der ortsspezifischen Thematik.Die Ausstellung Arte Hotel Bregaglia verdeutlicht, wie Kunst unsichtbare Entwicklungen und Gegebenheiten aufzuspüren und erfahrbar zu machen vermag. Was wäre die zeitgenössische Kunst schliesslich ohne ihr Gespür für Historizität? Insofern ist die spannende Zusammensetzung von Kunst und der vertieften Auseinandersetzung mit der Geschichte eines Hotels im Dornrösschenschlaf garantiert. Obwohl – eigentlich sind der Betrieb des Ausstellungswesens sowie jener der Hotellerie gar nicht so unterschiedlich: Beide wollen Entdeckungen und Begegnungen ermöglichen.