Arte Hotel Bregaglia

Samstag 7. Juni und Sonntag 8. Juni 2014

Präsentation der Neuerscheinung «Arte Hotel Bregaglia 2010-2013»

‹Echo der Zeit›

Wie der Aktionskunst, die sich vom zu eng empfundenen Kunstbegriff lösen will, reichen Signer drei Dimensionen nicht. Für seine Installation im Hotel Bregaglia wird die sogenannte vierte Dimension, die Zeit, miteinbezogen.


Vom Balkongeländer des Zimmers 25 führt Roman Signer einen über hundert Meter langen Schlauch mit Rillenstruktur über das Dach einer Remise durch das Dickicht der Uferböschung hinunter in Richtung des Flusses Maira. Im Zimmer steht eine Kiste mit Stahlkugeln bereit. Legt man eine Kugel ins Rohr und lässt sie los, kann man ihren Weg akustisch mitverfolgen, indem man das Ohr ans Rohr hält: Ein bewegtes Rauschen ist zu hören und zum Schluss ein Bimmeln, das von einer Glocke stammt, die in der Kiste am Ziel angebracht ist.

 

Roman Signers Versuchsanordnung hat also einen klaren Anfang und ein ebensolches Ende. Im Gegensatz zur Performance und zur Aktionskunst, die zeitlich ebenfalls begrenzt sind, erfordert ‹Echo der Zeit› die Anwesenheit des Künstlers aber nicht. Das Werk ist auch kein einmaliger Prozess, vielmehr ein skulpturales Ereignis. Wer immer sich in Zimmer 25 aufhält, kann zur Akteurin oder zum Akteur werden.


Durch den Einbezug von Zeit in Form von Beschleunigung und Veränderung erkundet Roman Signer die Möglichkeiten des Mediums Skulptur neu. Ihre zeitliche Dimension lässt sich hier auf zweifache Weise feststellen: Einerseits bewegen sich die Kugeln und legen einen Weg vom Hotelzimmer zum Fluss zurück. Zeit wird hörbar. Andererseits reflektiert das Werk den unmittelbaren Übergang der Gegenwart in die Vergangenheit, indem es mit dem Titel an die Sendung «Echo der Zeit» von Schweizer Radio DRS anknüpft. Diese älteste noch bestehende Informationssendung mit politischem Hintergrund von SR DRS berichtet allabendlich über die bereits vergangene Tagesaktualität – seit 1945. Die Pioniere gehören inzwischen der Vergangenheit an, längst sind andere an ihre Stelle getreten. Und so bleibt das «Echo der Zeit», was es ist: aktuell.