17.05.08 bis 14.06.08
Remo Albert Alig - Zorzi
Aufblitzend, golden, zurückziehend – eine Sternschnuppe der venezianischen Kunst klingt an, schwingt und verglüht. Im engsten Freundeskreis der venezianischen Malergilde und Humanistenzirkel wurde diese Renaissanceblüte «Zorzi» genannt. Zorzi, Zorzon, Giorgio oder Giorgione da Castelfranco (um *1478 – 1510+), ein Mensch von sensiblem, melancholischem Wesen trotz bärenhafter Statur, jungverstorben, dem «Schwarzen Tode» unterlegen.
Skizzenhaft sind die Arbeiten dieser Ausstellung während mehreren Venedigaufenthalten in den Jahren 2003-08 in hinterfragender Akribie entwickelt worden. Die daraus entstandenen Werke verweben sich zum jetzigen Zeitpunkt interdisziplinär durch installative Boden- und Wandarbeiten, Tafelbilder, Objekte und lyrische Epigramme zu einer ganzheitlichen Schau. Die Ausstellungsexponate beinhalten einen magisch-hermetischen Parallelismus, zum Vakuum des Enigmas um Giorgione da Castelfranco und dessen Zeit. Ein stetes Suchen, Wahrnehmen, Sublimieren und Gären von damaligen und jetzigen atmosphärischen Wirklichkeiten an Orten des Geschehens, wurden zum Destillat einer individuellen, zeitgenössischen Analogielehre und zu einer künstlerischen Interpretation um den Giorgione-Kult der letzten 500 Jahre.
Von spielerischer Strenge der Albasterarchitektur über den Rausch eines rabenfedergezierten Traumes, der flirrend über die Spiegelungen von Azurit, Malachit und ruhenden Gewässer sich bis zum aschfahlen, von Lilienduft umhauchten Epitaph des Grablosen niederlässt, ein Fluidum zwischen den Zeiten, ein Lichtpfeil durch den Dunst des Vergangenen ins Künftige.
Hugo von Hofmannsthal schrieb über derartige Phänomene folgendes: «Es ist das wahrhaft Grossartige an der Gegenwart, dass so viele Vergangenheiten in ihr als lebendige magische Existenzen drinliegen...»