29.01.11 bis 26.02.11
Gabriela Gerber & Lukas Bardill - Avenue
Der Ausstellung Avenue geht eine temporäre, begehbare Installation im öffentlichen Raum bei den Grüscher Schwellenen voraus. Gabriela Gerber und Lukas Bardill leuchten seit Anfang Dezember 2010 bis Ende Februar 2011 während der Abendstunden die Innenräume von 12 Ställen aus. Die sich ähnelnden Scheunen sind als Gebäudezeile entlang des Feldweges aufgereiht. Das Licht durchflutet den gesamten Innenraum, da dieser in der Regel nicht durch Trennwände unterteilt ist. Beim Anblick von aussen dringt das Licht teilweise nur knapp durch einige Ritzen in den Bretterwänden. In anderen Fällen vermögen die verwitterten Fassaden die Helligkeit kaum im Innern zu behalten. Als durchsichtige Gebäudegerippe geben die Ställe Aufschluss über ihren baulichen Zustand. Gleichzeitig werden Sie aber auch zu Licht-Objekten mit eigentümlicher Wirkung.
«Schwellenen» bezeichnet den landwirtschaftlich genutzten Talboden im vorderen Prättigau. Vor gut hundert Jahren wurde dort durch die Begradigung des Flusslaufes wertvolles Kulturland gewonnen. Eingeteilt in gleichgrosse Parzellen – nummerierte Lose – wird es an die Bürgerinnen und Bürger von Grüsch ausgegeben. Das Los wird vom jeweiligen Nutzungsberechtigten bewirtschaftet oder verpachtet. Die zahlreichen Scheunen, die früher zur Lagerung von Futter dienten, sind fensterlos. Auf der Ostseite befindet sich ein Tor, das meist nur angelehnt ist. Einige finden heute als Geräteschuppen Gebrauch, andere zerfallen.
In ihrer Einzelausstellung präsentiert das Künstlerpaar die 17-teilige Fotoserie Avenue. Sie zeigt in der Frontalansicht die Scheunen als urtümliche Gebäudeform: Eine Bretterkiste mit Satteldach. Das durchscheinende Licht erwirkt gleichsam einen sachlichen wie auch einen irrealen Blick auf die Gebäude in der nächtlichen Umgebung.
Mäher – ein Zeichentrickfilm – zeigt auf der weissen Projektionsfläche eine mähende Figur. In rhythmischen Bewegungen arbeitet sie sich über die gesamte Fläche. Das Geräusch von der Gras schneidenden Sense und vom wiederkehrenden Wetzen des Schneideblattes verleiht dem entrückten Motiv der schwebenden Schattenfigur eine den gesamten Ausstellungsraum durchdringe Präsenz.
Mit den beiden Arbeiten Avenue und Mäher beschäftigen sich die beiden Kunstschaffenden mit gegenwärtigen jedoch auch anachronistisch anmutenden landwirtschaftlichen Phänomenen. In ihren Untersuchungen und medialen Neuformulierungen geht es nicht um das Verfechten einer bestimmten Gesinnung. Gabriela Gerber und Lukas Bardill schaffen aber eine Ausstellungsanlage, die auf Betrachterseite zur Stellungnahme herausfordert.