01.09.12 bis 29.09.12
Corina Bezzola / Sandra Capaul. Gian Häne
Ausgangslage für die Ausstellung mit Corina Bezzola (1964*) und Sandra Capaul (*1965) bildet die im vergangenen Jahr durchgeführte Doppelausstellung ‚Partita doppia' (27.8.-24.9.11) von Isabelle Krieg und Pascal Schwaighofer.
Mit Corina Bezzola und Sandra Capaul wurden nun im selben Auswahlverfahren zwei Künstlerinnen gewählt in deren Werk sich Unterschiedliches und Verwandtes kreuzt. Anhand von Werkvorgaben durch den Kurator entwickeln die beiden Künstlerinnen, die sich vorher nicht persönlich kannten, gemeinsam die Werkauswahl und das Ausstellungskonzept. Die Ausstellung befragt die Themen wie auch die Strategien der beiden Künstlerinnen und will als Versuch verstanden werden, denn Kollaborationen bleiben stets Experimente.
Corina Bezzola spielt mit Bildräumen. Gemeint ist hier der anschauliche, sinnlich erlebte Raum mit seinen Horizonten und Perspektiven. Sie verändert, verfremdet, erweitert und durchbricht ihn. Sie betont Gegebenes. Sie schafft Einblicke und Durchblicke, macht sichtbar, was normalerweise nicht gesehen wird oder nicht gesehen werden kann. Sie tritt in einen Dialog mit der Architektur, reisst mit klaren Linien neue Räume auf, öffnet Fenster (Alice im Wunderland kann eine Assoziation sein).
Corina Bezzola spielt mit den Medien: Fotografie, Malerei, Reproduktion. Sie untersucht und seziert sie seit Jahren. Ihre neuste Serie abstrakter Bilder aus farbigen Streifen ist diesbezüglich nicht klassifizierbar, die verwendeten Materialien kommen nur noch indirekt vor. Klare kompakte Formen stehen diffus schwebenden gegenüber. Die grossformatigen Bilder sind bewusst gerahmt, also abgegrenzt. Und gleichzeitig könnten sie über den Bildrand hinaus immer weitergehen. Corina Bezzola macht erfahrbar, dass Raumerlebnisse von unserem Sehen abhängig sind. Wir wissen, und in den Bildern von Corina Bezzola spüren wir es: Zeit und Raum sind biegbar, gleichzeitig oder nacheinander, gleichzeitig nebeneinander.
Eva Kramis
Die Medien Fotografie, Video und Zeichnung bilden den Schwerpunkt in der aktuellen Arbeit von Sandra Capaul (1965). Stets erprobt sie die Balance zwischen Körper und Fläche, Volumen und Dichte, letztlich auch die prekäre Grenze zwischen Illusion und Präsenz, wenn beispielsweise ein Gefäss um die eigene Achse rotiert und sich seine Gegenständlichkeit allmählich in einem fliessenden Muster auflöst. In der Bildfolge einer Vase in Rotation sind ebenfalls subtile Verschiebungen und Nuancen erkennbar.
Capauls Werke basieren auf einfachen Anordnungen, unspektakulären Landschaftsausschnitten, diffusen Lichtsituationen oder flüchtigen Bewegungen im Raum; sie zeichnen sich durch minimale Eingriffe aus, die – gebunden an Zeitlichkeit – komplexe Betrachtungsweisen ermöglichen. Getragen von einem skulpturalen Interesse an Form und Material, beziehen sich ihre Ausdrucksweisen unabhängig vom jeweiligen Medium aufeinander und schaffen so überraschende Querverbindungen.
Dina Epelbaum
Im Kabinett
GIAN HÄNE · wei wu wei
Die Galerie Luciano Fasciati richtet dem Künstler Gian Häne zur Neuerscheinung des Buches ‚wei wu wei' eine Kabinettausstellung ein. Das bibliophile Buch erscheint Anfang September 2012, herausgegeben von Luciano Fasciati im Buchverlag edescha-art mit Texten von Michael Guggenheimer, Charles Moser und Ulla Andrea Pers. Nebst zahlreichen farbigen Abbildungen auf 80 Seiten wird ein grosser Siebdruck-Falter eingebunden. Dazu erscheint in der Edition Luciano Fasciati, Chur, eine Spezial-Edition als Siebdruck in kleiner Auflage. Die Publikation kann ab Anfang September in Ihrer Buchhandlung oder bei www.edescha-art.ch
bestellt werden. Die Buchpräsentation findet anlässlich der Ausstellung am Mittwoch, 12. September 2012, um 19 Uhr in der Galerie Luciano Fasciati statt.
Gian Häne (1979) lässt aus MDF, einem Holzfaserwerkstoff, offene und geschlossene Boxen bauen und bearbeitet diese mit seinen Schnitzmessern. Das Ergebnis sieht auf den ersten Blick aus wie der Druckstock für einen Holzschnitt. Feine und feinste Linien und Flächen werden aus den glatten Oberflächen herausgelöst. Die Bilder, die so entstehen, orientieren sich an den Landschaften, auf die Hänes Blick gerichtet ist und erinnern an expressionistische Holzschnitte. In ihrer Feinheit unterscheiden sie sich aber von der expressiven Kraft, die etwa Kirchner in der Bündner Landschaft gefunden hat. Hänes Werke wollen nicht primär realistisch abbilden; die Darstellungen sollen auch jenes Unsichtbare vermitteln, das der Künstler «Körpergefühl» nennt, jene kostbare Erfahrung, die ihn immer und immer wieder in die Berge zieht.
www.corinabezzola.ch