10.03.12 bis 07.04.12
Ladina Gaudenz - Umwege
Die Natur ist ihre Muse. Der Verletzlichkeit, mehr als der Schönheit wegen. Mehr für die zwiespältigen Verhältnisse, welche der Mensch mit ihr unterhält, als aufgrund der Landschaften. Und eher für die Folgen von Katastrophen als für die Alpenidylle. Dem Pinsel von Ladina Gaudenz entspringen keine willkürlichen lyrischen Höhenflüge, noch frönt er dem romantischen Weltschmerz. Sie malt jedoch auch nicht aus lauter militantem Umweltbewusstsein.
Sie greift zu Pinsel, Farbe und Leinwand, weil sie Malerin ist, mit Haut und Haar, mit Lust und Gefühl. Sie malt ihr Verhältnis zur Natur am Beginn des 21. Jahrhunderts, wie die klassischen Maler diese einer Theaterkulisse gleich im 18. Jahrhundert entwarfen, wie die Romantiker zu Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts, zwischen Entzücken und Schrecken, deren überwältigende Schönheiten schilderten, oder wie die Impressionisten diese als Widerhall auf die neuen Farbtheorien und auf die Auflösung des Gegenstandes zu Ende des 19. Jahrhunderts neu erfanden. Ladina Gaudenz malt die Zerbrechlichkeit der Natur und deren Erscheinungen, die Bedrohungen, welche sie heimsuchen, und die Katastrophen, welche sich zu Beginn des 3. Jahrtausends ereignen. Ihre Fragestellung ist weniger ideologisch als existentiell geprägt: Die Natur ist der Ort aller postmodernen Auseinandersetzungen geworden, zum Gebiet, wo die neuen Probleme und Gefahren der Lebenswissenschaften und der nachhaltigen Entwicklung aufeinander treffen.
Ladina Gaudenz hinterfragt stetig, Pinsel in der Hand, das Leben und die Welt. Nicht direkt - sie erstellt weder einen Befund noch erklärt sie etwas zum Programm -, aber durch sinnbildhaftere Wege, welche ihr Unwohlsein umso perverser zum Ausdruck bringen, als dass sie über die Poesie und die Schönheit führen. Und über eine ansteckende Mischung von Unruhe und Entzücken angesichts einer unbekannten Zukunft voller Versprechungen zwar, aber vor allem voller Gefahren, deren Ausmass man noch nicht abzuschätzen weiss.
Ausschnitt aus «Ladina Gaudenz im Schatten des grossen Mohns» von Françoise Jaunin, Übersetzung Isabelle Chappuis
www.ladinagaudenz.com