07.12.13 bis 04.01.14
Hotel
Das Hotel - temporäres Zuhause und Rückzugsort in der Fremde - wird in der Galerie Luciano Fasciati Subjekt der Endjahresausstellung. Gezeigt werden in der thematischen Ausstellung „Hotel" Werke von Judith Albert, Remo Albert Alig, Uschi Huber, huber.huber, Isabelle Krieg, Corinne Rusch, Stephan Schenk, Jules Spinatsch, wiedemann/mettler und Silvano Repetto.
Ob als zweckmässig gewähltes Objekt für die begrenzte Dauer einer Geschäftsreise oder als Ort, aufwelchen Träume des perfekten Urlaubes projiziert werden, vereint das Hotel Menschen unterschiedlichster Hintergründe und Ansprüche unter einem Dach. Aufgeladen mit einer bestimmten emotionalen Erwartungshaltung betritt der Gast das Hotel. Dieses bemüht sich beständig, den Erwartungen der Gäste gerecht zuwerden, das Anonyme zu bekämpfen und den Besuchern eine vorübergehende Heimatzu erschaffen. Das Hotel lebt davon, Behaglichkeit zu vermitteln. Bleibt diese aus, kehrt auch der Gast nicht zurück.
Bereits zum vierten Mal wurde diesen Sommer das Kunstereignis „Arte Hotel Bregaglia" durchgeführt. Ortsspezifische Kunstpositionen setzten sich mit der Geschichte des 1975gegründeten Hotels auseinander und verbanden die Zeit der "BelleEpoque" mit heute. Das von Luciano Fasciati kuratierte Projekt zeugt erfolgreichvon der Auseinandersetzung und gegenseitigen Befruchtung von Kunst und peripherem Gebiet. In der Dezemberausstellung der Galerie Luciano Fasciati wird nun das Hotel im Zentrum von Chur mit vielseitigen Positionen selbst zum Thema. Gezeigt werden zudem Einblicke von vier Jahren „Arte Hotel Bregaglia".
Die Werke von Stephan Schenk und Jules Spinatsch setzen sich mit dem Gast im Hotelzimmer auseinander. Stephan Schenk thematisiert mit „Aussicht mitZimmer" einen wichtigen Moment im Hotelbetrieb, entscheidet doch die Aussicht relevant über Zufriedenheit oder Unzufriedenheit des Gastes. Jules Spinatsch fotografierte immer mit dem Blick Richtung Fluchtplan das Innere unterschiedlichster Hotelzimmer. Beide Werke lassen dem Betrachter den Spielraum offen, den nicht sichtbaren Gast und dessen Umstände zu imaginieren. Uschi Huber zeigt in der Videoarbeit „Schleuse" eine endlose Kamerafahrt in Hotelliften und macht damit das beständige Kommen und Gehen des Hotels zum Thema. Corinne Rusch suchte historisch relevante Grands Hotels auf und inszenierte in dem Werk „Badrutt's Palace & Co" an ausgewählten Schauplätzen aufwändig surreale Szenen um die Jahrhundertwende. Das Hotel wird zum Ort, an welchem sich Geschichten voller Abgründe und grosser Geheimnisse abspielen. Remo Albert Alig ist in seinem Werk mit demTod von Raymond Roussel in einem Hotelzimmer einem solchen Mysterium auf der Spur. Sprachlich und mit Reliquien nähert er sich dem einsamen Schriftsteller an. Wenn die glanzvollen Tage grosser Hotels vorüber sind, können sie zu leeren Hüllen werden. Als ob die Natur sich den Platz zurückerobern wollte, zeigt das Werk von Isabelle Krieg Fotografien des im Zerfall stehenden „Hotel Angst". Die Werke von Judith Albert, huber.huber und wiedemann/mettler waren bereits im Hotel Bregaglia zu sehen. Sie werden, zusammen mit einem dokumentarischen Teil aus vier Jahren „Arte HotelBregaglia" eine direkte Brücke in das Bergell schlagen. Es ist spannend zubeobachten, wie diese drei Werke in ungewohntem Kontext neue Interpretations-und Betrachtungsmöglichkeiten eröffnen. Zu Gast ist der Tessiner Künstler Silvano Repetto mit der Performance „Videoelemosina". In dem bereits in mehreren Grossstädten realisierten Werk erfindet Silvano Repetto mit einer Prise Ironie eine Art futuristischen Stadtstreicher. Dabei hinterfragt der Künstler die vielfältigen Anwendungen der Videokunst.
Obwohl sich heute via Internet ganze Ausstellungen planen lassen und Kunstwerke via Email besprochenund per Kurier versandt werden können, sind Künstler nach wie vor vielunterwegs und gezwungen zu Reisen. Das Hotel ist in den Werken nicht nur ein Gegenstand, mit welchem sie sich auseinandersetzten, sondern auch erlebter und erprobter Lebensraum. Die Ausstellung nimmt den Besucher mit den vielfältigen Werken auf eine überraschende Reise mit.
www.luciano-fasciati.ch