23.01.10 bis 20.02.10
Gian Häne - Black Boxes
Gian Häne (*1979) ist in Davos Clavadel aufgewachsen und mit der Landschaft Davos eng verbundenen. Motive dieser Gegend finden sich auch in der aktuellen Werkgruppe ‚Black Boxes' wieder.
Holzschnittartiges vermischt sich im Werk von Gian Häne mit malerischen, plastischen und zeitgenössischen Elementen. Aus dem Hintergrund herausgeschnitzt erhalten seine mit Pinsel und Holzschnittmesser bearbeiteten Werke etwas Expressives.
Das Nicht-Sichtbare übernimmt im Schaffen von Gian Häne einen enorm wichtigen Einfluss auf das Sichtbare. Die äussere Hülle hinterlässt sicherlich den ersten Eindruck. Wer aber die Oberfläche kennt, will meist auch wissen, was sich darunter verbirgt.
«Die Irritation besteht darin, das sie als Bilder genauso wie ein Hochdruck funktionieren bei dem die von den Schnittmessern ausgelassenen Inseln auf einem Druck die Schwärze bilden würden. Man könnte von diesen Bildern also ohne weiteres auch Abzüge herstellen. Diese Arbeiten unterscheiden sich in der Konzeption jedoch wesentlich von den früheren Druckplatten. So ist sich Gian Häne ganz bewusst, dass ihm diese Felder als direkte Bilder dienen und bringt zuerst mit Tusche eine Zeichnung auf welche er dann ausschnitzt. Später überzieht er dann die gesamte Platte mit einer Leinölgesättigten, fetten Farbe und gebraucht die Handruckwalze um die erhabenen Stellen schwarz einzufärben. Dabei sind die geschnittenen „leeren" Stellen genau so wichtig wie die „flachen" Erhabenen. Denn durch die Schnittmesser vermag er die Räumlichkeit des Bildes in einer tiefer liegenden Ebene herzustellen. Sie stellen einen Verlauf, eine Zeichnung dar, welche dem Bild einen DRIVE verleihen, die Reliefs äussern sich so als ein Gefühl für Stimmung und Bewegung eines Augenblicks.
Ich glaube diese Arbeiten sind Hänes Ansatz der Photografie zu trotzen. Dabei blättert er stundenlang die Fotos seiner vielen Reisen durch und wenn er sich an einen Ort erinnert fühlt, dann wählt er dieses Sujet. Dabei geht es ihm nicht darum eine fotografische Vorlage 1:1 zu übertragen, sondern sie als eine Erinnerungsstütze zu nutzen.
Es ist erstaunlich wie virtuos er dieses Dazwischen von Vorlage und innerem Bild auf einer Fläche umzusetzen vermag. In einem Guss trägt er das Sujet mit einem tuschegetränkten Ziegenhaarpinsel auf die Holzfaserplatte auf und umschneidet schliesslich mit den Messern das Schwarz. Die angefressenen, wilden, etwas eckigen Stellen ergeben sich durch die den Schnittwerkzeugen eigene, löffelhafte Form.
Häne fährt fort mit den Schneidemessern zu zeichnen und ist nicht darauf erpicht, sich von jedem Flecklein versklaven zu lassen. Diese Bilder entstehen in einer ungeheuren Leichtigkeit, manchmal ohne Pause an einem Tag.
Ich glaube, dass diese geschnittenen Bilder für Häne nicht nur einen Umgang mit der Erinnerung als photografischem Bild bedeuten, sondern auch Platzhalter sind für die Malerei, welche sich ihm durch ihre traditionelle Herstellungsweise mehr und mehr versperrte.» Michael Noser
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