Arte Hotel Bregaglia

Samstag 7. Juni und Sonntag 8. Juni 2014

Präsentation der Neuerscheinung «Arte Hotel Bregaglia 2010-2013»

‹Un dui tre quattar›

UN DUI TRE QUATTAR

AL MANISTAR

AL VOELRAPPAN AL BAP ANUNÀ

TOE E TE LIBAR

E VA E CA

(…)

 

Im hellen Frühstückssaal mit seinen hohen Fenstern und den lieblichen Vorhängen werden die Hotelgäste, morgens hungrig, durch die Schriftbild-Installation von Hans Danuser von Worten umgeben. Es sind Worte, welche den meisten Hotelgästen – zeichnen sich diese doch dadurch aus, dass sie eher von weit her kommen – nicht geläufig sein dürften. Es handelt sich um einen Bergeller Auszählreim, wie er den meisten Deutschschweizern etwa als «A zellä böllä schällä …», den Westschweizern als «Am, stram, gram, pic et pic et colégram …» und den Tessinern als «Sopra la panca la capra campa …» bekannt ist.

 

Allen gemeinsam ist, dass sie melodisch oder rhythmisch in einem Singsang gesprochen werden. Dieser spielerische Umgang mit Wörtern samt ihren Klängen spielt beim Spracherwerb von Kindern eine grosse Rolle und wohl jeder und jedem von uns wird sich beim Klang eines Ab- oder Auszählreims die eine oder andere Kindheitserinnerung auftun. Unter wissenschaftliche Betrachtung, nämlich als Prozess der Entscheidungsfindung, geraten Auszählreime durch die analytischen Recherchen von Hans Danuser, der seit Jahren an der Serie «The Counting out Rhymes Project» arbeitet.

 

Auszählreime bieten die Möglichkeit, schwer fassbare Kriterien und Überlegungen auf den Zufall zu reduzieren, der allerdings mit einer Struktur funktioniert. Die poetische Verkleidung ist nicht zuletzt ein Mittel, die Schwere der Entscheidung attraktiver zu machen, ja gar das Leben modellhaft zu begreifen. Mit den mit Schablonen direkt auf die Wand gemalten Worten setzt der Künstler dieses Phänomen künstlerisch um. Das direkte Einsetzen der Farbe als malerisches Element dient dazu, den komplexen Prozess auf eine Metapher zu reduzieren.

 

Hans Danuser zählt zu den wichtigsten Fotografen der Schweiz. In seinem künstlerischen Werk greift er Fragen der Naturwissenschaft und der Wirtschaft auf. In seinen Schriftbildinstallationen wie der vorliegenden verfolgt er meist eine karge Zeichensprache, die raumgreifend eine spezielle Atmosphäre erzeugt und unaufdringlich ethische Fragen aufwirft.